Etappe 29 - Azoren - Fajal und San Miguel

Azoren- Fajal&San Miguel
23.06. - 10.07.2022

Karibiktörn 2021 /22- Etappe 29
Vulkane, grüne Wiesen und bimmelnde Kühe umgeben von blauen Hortensienfeldern. Auf den Azoren fühlen wir uns sehr wohl, können ausruhen und uns auf die nächste Etappe vorbereiten.


Die Einfahrt nach Horta auf der Insel Fajal ist an sich schon beeindruckend, aber nach 22 Tagen auf See war es fantastisch. Wir waren wahrlich erleichtert die grünen Hügel mit all den weißen hingetupften Häusern zu sehen. Da die Marina sehr voll war, ankerten wir im Hafenbecken von Horta und wurden auch gleich von befreundeten SeglerInnen lautstark begrüßt :).

In der weiten Bucht von Horta reihen sich prachtvolle Kirchen, Paläste und Stadthäuser aneinander. An der Uferpromenade und in den kleinen Gassen herrscht emsiges Treiben mit Bars und Cafes. Wir sind hin und weg und total beglückt nach so vielen Tagen mit Blick auf das große Blau wieder an Land und unter Menschen zu sein. Zunächst zieht es uns in DIE Seglerbar „Peters Sport Cafe“, wo sich seit 100 Jahren die SeglerInnen der Welt treffen, Geschichten von haushohen Wellen und riesigen Fischen austauschen und legendären Gin Tonic trinken. Dort treffen wir auch Matthias und Daniela von der SY Lereve, die mit uns von Bermuda starteten. Über tägliche Kurznachrichten mit Positionsangaben haben wir uns gegenseitig über den Atlantik motiviert und uns zum großen Bier verabredet. Mit etwas Verspätung verwirklichen wir das nun.

Nach meinem Besuch im Krankenhaus ist auch klar, dass nicht nur eine, sondern drei Rippen gebrochen sind. So ist erstmal Ruhe angesagt. Ein bisschen spazieren gehen, nichts heben, tragen, drehen ….Aber jetzt, wo nichts mehr wackelt, können die Rippen auch zusammenwachsen und ich merke, dass es täglich besser wird.

Die Azoren, das sind neun Inseln vulkanischen Ursprungs, fernab jeder Festlandküste, die sich außerdem über ein großes Seegebiet verteilen (die östlichste Insel liegt ca. 600 Km von der westlichsten entfernt). Drumherum der Atlantik, soweit das Auge reicht.

Mit ihrer strategischen Lage inmitten des Ozeans waren sie einst Anlaufpunkt für die Karavellen der Entdecker und Piraten, dann Zwischenstation für Dampfer und Flugzeuge des industriellen Wachstums, später ein Knotenpunkt für die U-boote der Weltkriege und „Telefonzentrale“ zwischen Europa und Amerika.  Heute leben auf den Inseln ca. 240.000 Azoreaner*innen und dazwischen tummeln sich Segler*innen und wanderfreudige Tourist*innen.

Da ich etwas eingeschränkt bin, besuchen wir nur die Inseln Fajal und San Miguel.

Auf unserer Erkundungstour auf Fajal mit dem Auto kommen wir an bimmelnden Kühen vorbei, die inmitten blühender Hortensienhecken stehen und den Blick aus Meer genießen. Weideland, Wald und Felder prägen das Landschaftsbild und wir fühlen uns sehr an das Alpenvorland erinnert. Ziemlich heimelig.

Am westlichen Ende der Insel sieht die Landschaft ganz anders aus. Die vegetationslose Mondlandschaft mit ockerfarbener Steinwüste steht im krassen Gegensatz zum satten Grün der restlichen Insel. 1957 erhob sich aus dem Meer ein Vulkan, der ein Jahr lang spuckte, wodurch langsam eine kleine Insel entstand, die sich mit dem „Festland“ verband. Fajal ist gewachsen.

Nach zehn Tagen, in denen wir ausgiebig die (wieder bezahlbaren) Bars, Cafes und Restaurants besuchten, setzten wir die Segel und steuerten den 150 Seemeilen entfernten Hafen von Ponta Delgada in San Miguel an. Auf dieser Überfahrt hatten wir wunderbaren Wind von achtern und rauschten mit 6 Knoten dahin. So macht das Segeln wieder Freude.

San Miguel ist die größte der Azoreninseln und in Ponta Delgada, der Hauptstadt, weht ein Hauch von Metropole. Am Hafen stehen Hochhäuser und große Hotels. Dennoch finden wir die Stadt sehr charmant und schlendern über vielfältig gepflasterte Plätze und Gassen, vorbei an imposanten Kirchen, kleinen Geschäften und stattlichen Häusern.

Mit dunklem Basalt und hellem Kalkstein werden die schönsten Muster und Ornamente auf den Straßen verlegt.

Auch auf San Miguel begegnet uns die vulkanische Geschichte der Inseln überall. An der zerklüfteten Küste gibt es warme Quellen, im Inselinneren tritt heißer Dampf aus (der zur Energiegewinnung genutzt wird) und blubbert heißes Wasser, indem die Einwohner Maiskolben kochen.
Ein großer Vulkankegel im Osten der Insel war bis ca. 1500 aktiv und für die Schifffahrt mit einer Höhe von 1200 m eine wichtige Navigationshilfe. Dann kam es zum großen Ausbruch und Zusammenbruch, wobei ein Krater mit 12 km Durchmesser entstand, um den wir heute wunderschön wandern können. In der Caldera (Krater), die dicht bewaldet ist, liegen zwei Seen, viele fruchtbare Felder und ein Dorf. Zauberhaft, obwohl es teils nieselte und neblig war. Auf den Azoren heißt es „Wenn dir das Wetter nicht gefällt, dann warte eine halbe Stunde!“ So erleben wir es auch – wettertechnisch ist immer alles zu erwarten.

Begeistert sich wir auch vom Besuch auf einer Teeplantage, von denen es noch wenige auf den Azoren gibt. Wohl die einzigen Teeplantagen in Europa. Wir kosten den Tee und spazieren durch die Produktion und durch die hügeligen Plantagen mit Meerblick.

Auf den Azoren könnten wir noch einige Zeit verbringen, aber langsam drängt uns die Zeit. Am 8.7. kommt Jörg, ein Segelfreund aus Stuttgart, zu uns an Bord und es wird Zeit für die Weiterreise. Ich werde diese Etappe rippenfreundlich mit dem Flugzeug machen und erwarte Peter und die FantaSea in ca. 12 Tagen an der englischen Südküste in Falmouth.

Tourdaten

Start und Ziel: Azoren - die Inseln Fajal und San Miguel
Distanz:
155 NM
Gesamtzeit:
18 Tage

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