Etappe 28 - Back to Europe 2 - Azoren crossing

Azoren Crossing
31.05. - 22.06.2022

Karibiktörn 2021 /22- Etappe 28

22 Tage die uns alles abverlangen. Sturm, Flaute, Gegenwind und dann noch ein Rippenbruch.


Tag 1 – 5

Beim Auslaufen aus St. George/ Bermuda sehen wir zwei weitere Schiffe, die gerade lossegeln und tauschen noch über Funk unsere Mailadressen aus, um auf See in Kontakt zu bleiben. Es ist gut zu wissen, dass noch andere unterwegs sind und wir bilden einen kleinen „Konvoi“, tauschen täglich Positionsdaten aus.

Es ist allgemein bekannt, dass diese Etappe ruppig sein kann, da nördlich dieser Passage Tiefdruckgebiete von Westen nach Osten ziehen. Hatten wir auf unserem Weg in die Karibik konstanten Wind von hinten, erwartet uns hier Wind in allen Stärken aus allen Richtungen. Wir wissen auch schon von unserem Wetterberater und sehen es auf allen Wetterkarten, dass sich im Golf von Mexico ein tropischer Sturm namens „Alex“ zusammenbraut und Richtung Bermudas zieht. Also raus hier - dem wollen wir entgehen.

Die ersten Tage sind sehr gemütlich mit angenehmen 15 Knoten Wind, ruhiger See und Sonnenschein. Ideal, um sich wieder an die Langfahrt zu gewöhnen.

Tag 6 – 10

Um dem Kern des Sturmtiefs „Alex“ zu entgehen, segeln wir so weit als möglich südlich auf den 32° Breitengrad. Wir bereiten uns auf den Sturm vor, bergen das Großsegel, reffen die Genua, backen Brot, kochen Linseneintopf und produzieren Wasser. Am Nachmittag des 6. Tages nimmt der Wind zu und der Regen setzt ein. Dann steppt der Bär - drei Tage Sturm mit-30- 35 Knoten Wind und wir werden richtig durchgeschüttelt. Riesige Wellen schwappen über das Schiff und unter Deck verursachen die herankrachenden Wellen einen Höllenlärm. Es braucht großes Vertrauen ins Material und wir sind wieder einmal froh, dass wir ein stabiles Stahlschiff haben. Trotz geschlossener Luken kriecht die Feuchtigkeit rein und nach kurzem ist alles klamm und muffelt. Vorsichtshalber bewegen wir uns unter Deck so wenig wie möglich; dennoch passiert es! Ich bin eine Millisekunde unaufmerksam und werde an die Kante des Kartentisches geschleudert. Krach, Autsch und die Luft bleibt weg – ab dem Moment bin ich Liegendtransport und Peter Einhandsegler und Krankenpfleger. Eine Rippe rechts scheint gebrochen zu sein, jedenfalls tut es elend weh und ich kann die nächsten fünf Tage, gepolstert mit allen verfügbaren Kissen, nur liegen. Peter bettet mich auf der Leeseite und pflegt „die Prinzessin auf der Erbse“ wunderbar. Zum Glück haben wir einen Rippengurt, ausreichend Schmerzmittel und Thrombosespritzen an Bord. Die ganze Nachtwache bleibt nun an ihm hängen. ABER: Ruckzuck hat er seinen Schlafrhythmus auf 30 Minuten eingestellt und schaut morgens tatsächlich ausgeruht und frisch aus der Wäsche. So ein Held!

Leider bricht auch die Kommunikation ab, wir bekommen keinen Kontakt über die Kurzwelle. Mist.

An Tag 10 dreht der Wind kommt mit 25 Kn genau aus der Richtung in die wir wollen. Wir drehen Richtung Nordwesten ab. Am Abend dann das ernüchternde Ergebnis. Wir haben heute zwar 110 Seemeilen zurückgelegt, aber sind unweit von der Stelle entfernt, wo wir gestern waren. Ahhhh – wie frustrierend.

Tag 11- 16

Endlich, die Sonne scheint wieder, der Wind nimmt ab auf 10 Knoten und die Bewegungen im Schiff werden schwächer. Beim Rundgang über Deck entdeckt Peter, dass sich ein Antennenkabel gelöst hat. Als es fixiert ist, haben wir wieder Mailkontakt. Juchuu. Wir stellen fest, dass sich die Segelfreunde aus unserem Konvoi und in Horta schon viele Sorgen machten, da sie seit dem Sturm nichts von uns hörten. Sofort senden wir ein Lebenszeichen und hören regelrecht das Aufatmen.

Hatten wir gerade noch einen tobenden Sturm, so tritt nun das Gegenteil ein. Flatternde Segel am blauen Himmel für die nächsten Tage bei sehr wenig Wind. Teilweise motoren wir oder schleichen wir mit 2-3 Knoten dahin. Wir müssen nun die Motorstunden zählen, denn so ein Dieseltank (450 Liter) ist ja endlich.

Vorteil dieser Flaute – Schiff liegt stabil und relativ ruhig und ich kann es wagen aufzustehen, ein paar Schritte gehen und sogar wieder an Deck die Nase in die Sonne halten. Yeahh – es geht aufwärts.

Tag 17 – 22

Am 16. Tag war die geplante Ankunft, aber es liegen noch 590 Seemeilen vor uns. Wir durchforsten unsere Vorräte, noch reicht es gut. Mit unserem Gas müssen wir allerdings haushalten, denn wenn das ausgeht, bleibt die Küche kalt. Hmmm – möglich, aber nicht lecker.

Ab dem 19. Tag bekommen wir Wind von vorne und müssen bei heftiger Schräglage kreuzen – noch mehr Weg – Grrrr.

Endlich schält sich am Mittwoch den 22.6. ein Bergrücken aus dem Nebel. Laaaand in Sicht. Pico, der höchste Gipfel Portugals steht majestätisch da und als wir gegen 12.00 durch die Hafeneinfahrt von Horta/Fajal einfahren, werden werden mit einem lauten Tröten von befreundetem Segler*innen begrüßt. Vielen Dank!

Erleichtert, glücklich und erledigt feiern wir am Abend bei einem großen Bier in der traditionellen Seglerkneipe „Peter Sport Cafe“. Wow – was sind wir froh hier zu sein.

Tourdaten

Start: Bermuda
Ziel:
Azoren, die Insel Fajal mit der Hauptstadt Horta
Distanz:
2050 NM
Segelzeit:
22 Tage
Max. Windstärke:
35 Kn

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