Etappe 30 - Back to Europa 3 England crossing

ein letzter Blick auf die Insel San Miguel

Von den Azoren nach England Falmouth
10.07. - 22.07.2022

Karibiktörn 2021 /22- Etappe 30
In Schräglage arbeiten wir uns 1350 Seemeilen über den Nordatlantik nach England. Die letzte große Passage. Den Rückweg müssen wir uns erkämpfen.


Mit dem Segelboot nach England - Peter

Tag 1 – 5

Nachdem Proviant gebunkert ist, das Rigg gecheckt und alle Vorbereitungen erledigt waren, hieß es Abschied nehmen. Abschied von den Azoren und von Judith. Sie ließ diese Etappe aus, flog nach London und kurierte die gebrochenen Rippen aus. In England wird sie wieder an Bord kommen.

Mein Mitsegler Jörg und ich lösten am 10.07. die Leinen in Ponta Delgada mit Ziel Falmouth in England. Die Windprognose für die kommenden Tage war nicht ideal. Es war zunächst N-Wind angekündigt und wir mussten hoch am Wind Richtung Osten segeln. Ein direkter Kurs nach UK war nicht möglich. Wind und Welle legten langsam zu und als wir die Abdeckung von Sao Miguel verließen, mussten wir das erste Reff einbinden. Am 3. Tag wurde es so richtig ungemütlich. Der Wind blies mit 25 Kn und die Böen fegten mit 33 Kn über uns hinweg. FantaSea wurde in den 2,5 m hohen Wellen ziemlich durchgeschaukelt und wir segelten immer noch hoch am Wind. Sehr mühevoll. Die Wellen knallten mit voller Wucht gegen den Rumpf und unter Deck entstand eine unglaubliche Geräuschkulisse –Crew und Material waren gefordert. Der Starkwind hielt uns drei Tage auf Trab und wir waren sichtlich erleichtert, als danach erst mal eine Schwachwindphase einsetzte. Aufatmen, alles trockenwischen und aufräumen.

Tag 6 – 10

Der 15.07. war ein besonderer Tag. Genau vor einem Jahr begann unsere Reise auf Fehmarn und ich hätte diesen Tag sehr gerne mit Judith gefeiert!

Endlich setzte ein schwacher SE-Wind ein und wir konnten unseren Kurs auf NE ändern. Die Sonne schien und wir nutzten die Gelegenheit uns und die Wäsche zu waschen. Eine willkommene Abwechslung und unvergessliche Momente bescherten uns fast täglich die Delphine, die um uns herumtollten und einmal sichteten wir auch einen Wal, der auf 30 m herankam.

Der Wind drehte leider wieder auf NE und wir motorten/segelten Richtung portugiesisches Festland. Am 9. Tag kam endlich der lang ersehnte S-Wind auf. Wir passierten A Coruna und rauschten in die Biskaya Richtung Norden. Es war viel Verkehr und wir hielten uns außerhalb der Seeschifffahrtsstraße. Dennoch mussten wir sehr aufmerksam sein, da auch außerhalb der Seeschifffahrtsstraße viele Frachter unterwegs waren.
Dreimal musste ich mit den Frachtschiffen Funkkontakt aufnehmen, da wir auf Kollisionskurs waren. Erst dann haben sie ihren Kurs geändert. Unglaublich, dass ein kleines Segelschiff erst mal ignoriert wird.

Tag 11 – 12

Nachdem die Biskaya überquert war, setzten wir auf der Höhe von Brest direkten Kurs nach Falmouth. Das Ziel ist fast vor Augen, aber der Wind spielt nicht mit, sondern dreht nachts auf N und bläst direkt gegen an. Aus Zeitgründen motorten wir die letzten Meilen nach Falmouth, da Jörg seine Heimreise antreten musste. Am 22.07.2022 nach 12 Tagen und 1335 sm fuhren wir in den Hafen von Falmouth an der Südwestspitze Englands ein und Judith und unsere Freunde Bärbel & Uli aus Lindau standen schon winkend an der Mole. Uff – wir sind überglücklich es geschafft zu haben.  

Jörg fuhr am nächsten Tag mit dem Zug nach Stuttgart und die weitere Reise machen Judith und ich wieder zusammen.

Bequem mit dem Flugzeug nach England - Judith

Ein sehr seltsames Gefühl, die FantaSea und Peter nach so langer Zeit zu verlassen. Mit meinem Rucksack zog ich in eine kleine Privatunterkunft um.

Am 13. Juli flog ich über den Nordatlantik hinweg nach London, winkte kurz runter und war erleichtert, dass ich dem tagelangen Schaukeln des Meeres nicht ausgesetzt war, denn selbst Bus fahren war schon schmerzhaft – also ist Segeln gar nix.

Großstadt, das bedeutete viele Menschen, viel Trubel, viele Eindrücke und nach so langer Zeit im eher beschaulichen Dasein, war das eine Umstellung. Aber zu meiner großen Freude kam mein Sohn auf einen Kurzbesuch nach England und mit ihm zusammen machten die Entdeckungstouren durch London richtig Spaß. Wir stürzten uns voll ins bunte Treiben der sommerlichen Metropole, ließen kaum eine Sehenswürdigkeit aus und verbrachten auch einige Stunden gemütlich ratschend in den Pubs.  So brachten die gebrochenen Rippen doch noch etwas Gutes.

Rückblickend: die absolut richtige Entscheidung, diese Etappe nicht zu segeln. An dieser Stelle mein großes DANKESCHÖN an JÖRG von der STSG Stuttgart, der so schnell und beherzt eingesprungen war.

Tourdaten

Start und Ziel: Azoren/San Miguel nach England/ Falmouth
Distanz:
1335 NM
Gesamtzeit:
12 Tage
Windstärke: bis zu 35 Knoten

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