Etappe 16 - Atlantiküberquerung

Überfahrt in die Karibik
07.12 – 26.12.2021

Karibiktörn 2021 - Etappe 16

20 Tage - 20 Nächte - 2835 Seemeilen auf dem großen Atlantik unterwegs

Am Dienstag 07.12.2021 um 9.00 ziehen wir im Hafen von El Hierro die Passatsegel hoch und brechen auf zu unserer längsten Überfahrt während des einjährigen Törns. Wir haben gewaltig Respekt davor, aber freuen uns auch, dass dieser Teil der Reise beginnt.

Mit Getöse verabschieden uns die Crews von Danceme und TaivavaO und einige andere im Hafen und dann umfangen uns auch gleich der tosende Wind und die Wellen. Vor der Insel türmen sich gewaltige Wellenberge, denn die letzten Tage war es sehr stürmisch und das Meer ist aufgewühlt.

Diese aufgewühlte See machte uns auch während der nächsten drei Tage zu schaffen. Es schaukelte gewaltig und wir konnten nur das Allernötigste erledigen. Saßen da, dösten ein wenig, kämpften mit Übelkeit und hingen ein paar Mal über der Reling.  Zum Glück hatten wir vorgekocht, brauchten nur aufzuwärmen, denn etwas zu essen hilft bei flauem Magen. 

Allmählich besserte sich aber unser Befinden und wir bewegten uns auf der Skala von „o.k“ zu „gut“ bis hin zu „uns geht’s prima“.

Eine wichtige Lektion an Bord lernten wir gleich am dritten Tag– alles langsam und mit Bedacht machen. „Ich hol mal eben schnell“ gibt es nicht. Im Versuch mal schnell eine Lampe zu holen, donnerte ich gegen einen Schrank und holte mir eine ordentliche Platzwunde am Kopf. Sch… Von vielen blauen Flecken und dieser Wunde abgesehen, sind wir aber heile durchgekommen. Dafür sind wir sehr, sehr dankbar.

Waren die ersten Tage geprägt vom langsamem Kauen, sehr langsamen Gedanken denken und den Wolken zuschauen, so kehrte ab Tag fünf wieder Aktivität ein. Peter warf die Angel aus und Juchuuu – ein kleiner Mahi-Mahi (ca. 50 cm) biss an. Fachmännisch ausgenommen und filetiert waren das drei köstliche Mahlzeiten. Wir waren sehr erleichtert, dass es uns besser ging, die Mahlzeiten wieder schmeckten, es möglich war ein Buch zu lesen und wir uns auch unter Deck aufhalten konnten.

Kurs und Wetter

Um den Ausläufern eines großen Hochdruckgebietes über den Azoren, welches an den Rändern starken Wind mit sich bringt, zu entgehen, führte uns unser Kurs zunächst direkt westlich. Drei Tage lang, dann steuerten wir nach Süden und nahmen ab Tag sechs wieder Kurs südwestlich auf Grenada auf.

Der Passatwind schob uns von achtern mit relativ konstanten 15 bis 20 Knoten gut voran. An einigen Tagen frischte der Wind zu 20-30 Knoten auf. Die Atlantikwelle mit ca. 3 m hob und senkte unsere FantaSea wie einen Spielball. Unser Tagesetmal (d.h. zurückgelegte Strecke in 24 Std) betrug zwischen 122 und 158 Seemeilen. Das war besser als wir erwartet hatten. Super. 

Unsere Passatsegel leuchteten weiß am blauen Himmel. Nachts refften wir meist etwas ein, aber ansonsten blieben sie während der ganzen Überfahrt unverändert stehen. Cool.

Peter rief zweimal täglich über die Kurzwelle E-Mails und unsere Wetterdaten ab. Es dauerte immer eine Weile bis klar war, über welche der Stationen (Belgien, Trinidad oder Canada) es möglich war Mails zu empfangen. Irgendwann brummte und surrte es dann los und tatsächlich gingen Mails rein oder raus. Super – Peter hatte das vorher auch noch nicht gemacht und ich war beindruckt. Magic! Es tat gut, ein bisschen Kontakt zur Außenwelt zu haben.

Bordalltag

Wir entwickelten nun eine Art Bordalltag. Beginnend um 9.30 mit einem gemeinsamen Frühstück, dann abwechselnd 1-2 Stunden schlafen, kochen, essen, abspülen, Wasser produzieren, Wetterdaten abrufen und gegen 18.30 spielten wir Ukulele und genossen einen „Sundowner“ bestehend aus leckerem Mineralwasser oder alkoholfreiem Bier. Um 22.00 startete die erste Nachtwache und nach vier Stunden wechselten wir uns ab. Um 6.00 dann noch eine kurze Wache bis 8.00.    Dazwischen lasen wir, hörten Musik und Hörspiele und waren voll beschäftigt mit alltäglichen Dingen. Da jede Tätigkeit von rollendem Geschaukel begleitet war, dauerte alles sehr lang. Tagesfüllende Projekte waren dann Duschen und Haare waschen, Brot und Pizza backen, Fisch fangen.

Und die Tiere?

Begegneten uns am Festland Europas noch viele Delfine, so war es seither recht mau. Nur einmal begleitete uns eine Delfinschule in den Morgenstunden eine Weile. Ansonsten sahen wir viele fliegende Fische über die Wasseroberfläche zischen, von denen sich nachts auch der ein oder andere auf unser Deck verirrte. Täglich flog ein einsamer Vogel über uns hinweg und wir fragten uns, was der so weit draußen eigentlich macht.

 

Am 10. Tag können wir Bergfest feiern. Yeahh – die Hälfte der Strecke ist geschafft. Ab nun zählen wir rückwärts.  

Auch Weihnachten verbringen wir an Bord. Als wir mal zwei Tage mit weniger Wind und Seegang hatten, backten wir ganz übermütig Weihnachtsplätzle. Uhh, das war eine echte Herausforderung, da uns ständig alles davon rutschte und das Mehl im Wind verwehte.

So gab es am 24.12. Spaghetti Arrabiata und die selbstgebackenen „Spitzbüble“. Ansonsten war uns recht unweihnachtlich zumute ist. Richtig feiern können wir erst am 26.12.21

Es sind besondere 20 Tage. So absolut reizfrei, jeden Tag in jede Richtung der gleiche Ausblick auf große, blaue Wellen und einen meist blauen Himmel. An den ersten zwei Tagen sahen wir ganz in der Ferne noch je ein Schiff, ab da waren wir ganz allein unterwegs. Keine Schiffsbegegnungen, keine Funksprüche – nix. Wir konnten es gut miteinander aushalten – aber nach 20 Tagen ersehnen wir das Land. Am Vormittag des 26.12. schälte sich dann langsam eine grüne Insel aus dem Meer und pünktlich zum Sonnenuntergang konnten wir schließlich vor der Hauptstadt Grenadas, St. George, unseren Anker werfen. Wir müssen noch eine Nacht vor dem Hafen in Quarantäne liegen. Uns ganz egal, solange das Schiff nicht mehr wackelt und wir eine ganze Nacht durchschlafen können.

Froh, glücklich und sehr dankbar für diese besondere Zeit und vor allem für ein gesundes Ankommen knoten wir am 27.12.2021 dann im Hafen von St. George‘s auf der Gewürzinsel Grenada fest.

2835 Seemeilen - was für ein Ritt :).


Tourdaten

Start: Kanarische Inseln - El Hierro
Ziel:
Karibikinsel Grenada - St. George
Distanz:
2835 NM
Segelzeit:
20 Tage und Nächte
Gesamtzeit:

Max. Geschwindigkeit:
bis zu 8 Knoten
Max. Windstärke:
30 Kn Wind

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